Emittenten
Emittenten sammeln Geld von Investoren, um damit ein oder mehrere Projekte (Immobilien, ökologische Projekte, Flugzeuge, Lokomotiven etc.) zu finanzieren. Grundsätzlich bieten solche unternehmerischen Beteiligungen oft deutlich höhere Renditen, sind aber auch mit höheren Risiken verbunden. Staatsanleihen, Derivate, Wandelanleihen, Aktien und Zertifikate sind Schuldverschreibungen, die der Emittent als Wertpapiere zum Kauf anbietet. Der Käufer leiht dem Emittenten Geld. Dafür verspricht der Emittent, Zinsen zu zahlen und die Wertpapiere nach einer festgelegten Laufzeit zurückzukaufen. Fehlt dem Herausgeber das Kapital, um den Rückkauf zu realisieren, tritt das so genannte Emittentenrisiko ein.
Als Emittenten können öffentliche Institutionen, Staaten, Einzelpersonen oder Unternehmen auftreten. Unternehmen und Staaten brauchen Banken, um die Herausgabe von Schuldverschreibungen zu realisieren. Diese Herausgabe wird Emission genannt.
Gefahren
Emittentenrisiko
→ Für Investoren besteht das so genannte Emittentenrisiko, also die Gefahr, dass der Emittent den eingegangenen finanziellen Verpflichtungen nicht nachkommen kann. Diese kann bei Schuldverschreibungen oder Zertifikaten in einer Stundung, einer nur teilweisen Zinsleistung oder nur teilweisen Rückzahlung zum Laufzeitende bestehen, schlimmstenfalls aber einen Totalausfall für den Gläubiger zur Folge haben. Entsprechend besteht bei Aktien ein Insolvenzrisiko, das sowohl einen Dividenden-Ausfall, einen drastischen Kursverfall oder gar einen Totalausfall für den Aktionär bedeuten kann.
Schlüsselpersonen-Risiko
→ Fallen die Schlüsselperson(en) aus, liegen einer falschen Einschätzung auf, oder bewegen sich in unbekannten Terrain, so kann das für die Anleger erhebliche Konsequenzen haben. Die Schlüsselperson(en) sind es, welche über Wohl und Wehe entscheiden, und das mit Entscheidungen von zum Teil langer Verweildauer.
Vertriebler statt Experten
→ Viele Emittenten kommen aus dem Vertrieb. Es handelt sich großteils um erfolgreiche oder begnadete Verkäufer, die anstatt „nur“ Provisionen zu verdienen, auch ein großes Stück vom Gesamtkuchen wollen. Bei diesen kommt nicht selten eine Unerfahrenheit hinzu, nennen wir es bewusst Blauäugigkeit. Allerdings ist es etwas anderes, jemandem eine Anlage aufzuschwätzen oder eingehendes Geld sinnvoll anzulegen.
Zweckentfremdung von Geldern
→ Teilweise zweckentfremden Initiatoren, bedingt durch Vorsatz oder andere Umstände Anlegergelder, um zum vermeintlichen Wohle der Anleger andere Dinge zu tun als prospektiert wurde. Dabei muss zwischen Fehlentscheidungen und der persönlichen Bereicherung unterschieden werden. Nicht selten kommt auch beides analog zum tragen.
Risiko bei Fondsanleihen, Wandelanleihen und Derivaten
→ Der Kauf von Fondsanteilen birgt ein indirektes Risiko. Die Kundeneinlagen sind zwar als Sondervermögen bei Insolvenz geschützt. Das indirekte Risiko besteht jedoch darin, dass die Wertpapiere, die der Fonds erwirbt, vom Emittentenrisiko bedroht sein können. Das hat Rückwirkungen auf den Fondsertrag. Beim Kauf von Wertpapieren ist deshalb zu prüfen, wie wahrscheinlich ein Zahlungsausfall ist.
→ Die Wandelanleihe ist eine Unternehmensanleihe. Sie birgt ein doppeltes Risiko. Der Inhaber erwirbt das Recht, innerhalb eines bestimmten Zeitraumes zu einem festgelegten Verhältnis den Wert der Wandelanleihe in Aktien des Herausgebers umzutauschen. Der Inhaber erhält Zinsen und profitiert von der Güte der Aktien. Das Risiko liegt in der Verbindung des Wertes der Anleihe mit dem Wert der Aktie. Fällt die Aktie, tritt das Emittentenrisiko ein. Der Emittent kann seine Zinsen gegenüber dem Wandelanleihen-Inhaber nicht mehr erbringen. Ein Umtausch in die gefallenen Aktien des Emittenten bringt dem Wandelanleihen-Inhaber dann sogar Verluste ein.
→ Ein Derivatbesitzer hat das Recht, zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Zukunft einen bestimmten Wert wie eine Aktie zu einem festgelegten Preis von dem Derivate-Emittenten zu erwerben oder an ihn zu verkaufen. Er „wettet“ also quasi gegen den Emittenten, wie sich die Aktie oder ein Rohstoffpreis entwickeln wird. Gewinnt der Emittent, macht der Anleger Verlust, umgekehrt Gewinn – ein Investment mit hohem Risiko.
Aufwendiger Lebensstil des Managements
→ Nicht selten fallen „schwarze Schafe“ in der Emittenten-Branche durch einen aufwendigen Lebensstil auf. Hierzu gehören Privatflugzeuge, Dutzende Luxuskarossen und Luxusvillen – Geld spielt nie eine Rolle. Wenn allerdings eigenes und zuvor voll versteuertes Geld ausgegeben wird, dann sind extreme Stilblüten eher die Ausnahme.
Werbetrommlerei
→ Finden sich im Prospekt und/oder den Werbeunterlagen viele Superlative, während Risiken und Probleme nur gut versteckt oder gar nicht erläutert werden, ist dies ein starkes Indiz für unseriöse Geschäftspraktiken.
Schutz vor Emittentenrisiko
→ Um das Risiko, das durch eine Insolvenz des Emittenten entsteht, zu verringern, können Käufer einen Credit Default Swap abschließen. Das ist ein Derivat, das Emittentenrisiken handelbar macht.
Bei der Wahl der passenden Geldanlage sollte dieses Emittentenrisiko immer mit einbezogen und die Bonität der herausgebenden Investmentgesellschaft immer sorgfältig geprüft werden.
Checkliste zur Auswahl eines Emittenten
→ Verstehen Sie das Produkt? Anleger sollten nur in Produkte investieren, deren Konzept sie verstehen. Ist es nicht einfach und glaubhaft darlegbar, wie und bis wann womit Geld verdient werden soll, dann sollte man kein Geld investieren.
→ Wird über Risiken nicht aufgeklärt oder über diese hinweggetäuscht? Zum Beispiel durch Versprechungen und irgendwelche Garantien. Garantiert sind bei Kapitalanlagen aber nur der Tod und die Steuer.
→ Gibt es einen Garantiegeber? Kein Geschäft ist ohne Risiken und Garantien sind nur so viel wert wie der Garantiegeber. Ein gutes Beispiel hierfür ist das Bankhaus Lehman. Im Jahr 2000 dürfte eine Garantie von diesem etwas Wert gewesen sein. Ab dem Jahr 2008 sicher nicht. Und auch das wäre ein mögliches Risiko, über das aufzuklären gewesen wäre. Nämlich der Konkurs der Bank, und sei es nur, dass die Gelder auf dort befindlichen Konten im Fall des Falles weg wären.
Aus der Presse
Bei sehr vielen Indizes haben Anleger die Wahl zwischen börsennotierten Indexfonds und Zertifikaten. Die Unterschiede liegen im Detail, können aber mitunter gravierend sein…
Auch Aktienanleihen bergen ein Emittentenrisiko
Anleger machen seit der Pleite von Lehman Brothers einen großen Bogen um alles, was das Wort „Zertifikat“ im Namen trägt. Umso überraschender ist, dass Aktienanleihen boomen. Denn auch dort gibt es ein Emittentenrisiko. Worauf Sie achten müssen, verrät dieser Ratgeber…
Zertifikatefonds – eine aussterbende Spezies
Zertifikatefonds haben sich nie von der Lehman-Pleite erholt. Das liegt aber nicht allein an der Scheu der Anleger…
Es ist kein leichtes Jahr für die Zertfikatebranche. Innerhalb weniger Monate gerieten gleich drei angesehene Zertifikate-Emittenten in Schieflage. Im März musste bereits Bear Stearns bei JP Morgan Unterschlupf suchen, Merrill Lynch fand in der Bank of America den Retter…
„Abzocke von der übelsten Sorte“
„Herr Kunde, wie Sie wissen, hat grundsätzlich ein Unternehmen, welches gerade an die Börse geht, logischerweise bei der Erstemission immer einen Gewinn“ — verspricht der Finanzvertrieb Venturion. Dumm nur, dass seine Mitarbeiter indes noch immer auf ihr Gehalt vom Juni warten…
Peregrine Financial Group Inc. insolvent – $220 Millionen Kundengelder verschwunden
Fondsanbieter
Ein neuer Betrugsskandal erschüttert die Finanzbranche. Der US-Derivatehändler Peregrine Financial Group (PFGBest) ist pleite. Rund $220 Millionen Kundengelder sind verschollen, alle Kunden-Konten wurden eingefroren…
Fondsanbieter emittieren verschiedenste Arten von Fonds. Diese Investitionsformen werden von einer Investmentgesellschaft oder Kapitalanlagegesellschaft (KAG) in Deutschland in Form einer GmbH, AG oder ähnlichen Rechtsform aufgelegt und verwaltet. Die Investmentgesellschaft gibt Anteile an den von ihr gegründeten Fonds an Anleger gegen eine Geldeinlage aus. Durch Ausgabe neuer Anteile kann ein Fonds theoretisch unbegrenzt wachsen (Ausnahme: geschlossene Fonds). Der Wert des einzelnen Anteils entspricht stets dem aktuellen Fondsvermögen geteilt durch die Zahl der ausgegebenen Anteile. Steigt der Wert des Portfolios, so profitiert der Inhaber der Fondsanteile, denn auch der Wert seiner Anteile steigt. Sinkt der Wert, trägt der Anleger die Verluste. In Deutschland wie in vielen anderen Ländern bedürfen Investmentgesellschaften spezieller Konzessionen und werden von der Finanzmarktaufsicht BaFin mit Sitz in Bonn überwacht. Die Neuauflage eines Fonds muss genehmigt und die aktuellen Preise der Anteile regelmäßig veröffentlicht werden.
Gefahren
Management
→ Die Wertentwicklung eines Fonds ist vor allem von den Verantwortlichen abhängig, die darüber entscheiden, wie, wann und wo der Fonds sein Kapital investiert: dem Fondsmanagement. Liegt das Management mit seinen Anlageentscheidungen und Strategien daneben, wird die Wertentwicklung des jeweiligen Fonds negativ verlaufen. Bei geschlossenen Fonds besteht beispielsweise stets das Risiko eines Totalverlustes, da es für den Anleger keinerlei Schutz beispielsweise vor einer Insolvenz der Fondsgesellschaft gibt, bei der die Anleger Ihr investiertes Kapital nicht zurückerhalten würden. Bei offenen Fonds besteht diese Gefahr nicht, weil das Sondervermögen bei Insolvenz erhalten bleibt. Dennoch haben auch offene Fonds Risiken, wie zum Beispiel das Kursrisiko. Dieses tritt bei Aktien- und vielen Rentenfonds auf. Fallen die Kurse der Aktien, in die der Fonds investiert, so sinkt auch der Wert des Fondsanteils. Ein weiteres Risiko, welches ebenfalls vorrangig Aktien- und Rentenfonds betrifft, ist das Ertragsrisiko.
Kostenrisiko
→ Investmentfonds tragen Kosten in sich, zum Beispiel für die Fondsverwaltung. Das kann dazu führen, dass sich Fonds im Vergleich zur direkten Anlage, zum Beispiel in Aktien, nicht rechnen. Auf diese Kosten sollten Anlegervor allem bei kurzfristigen Anlagen achten, denn dort schlagen sie überproportional zu Buche.
Preisrisiko / Wertschwankungen
→ Die Wertentwicklung eines Fonds wird maßgeblich von der Wertentwicklung der Anlagewerte des Fonds bestimmt. Fonds, die hauptsächlich in Aktien anlegen, haben größere Risiken als Fonds mit Anlageschwerpunkt in festverzinslichen Wertpapieren.
Fehleinschätzungen / -interpretationen
→ Fondsgesellschaften werben gern mit der stabilen Wertentwicklung ihrer Fonds. Aber selbst wenn die Zahlen aus der Vergangenheit noch so anschaulich sind, geben sie keinen verlässlichen Anhaltspunkt über die zukünftige Entwicklung. Wer Ranglisten und Statistiken als Entscheidungsgrundlage für eine bestimmte Fondsanlage nutzen will, sollte auf die Voraussetzungen achten, unter denen derartige Rang- und Bestenlisten erstellt wurden.
Besondere Risiken einzelner Fondsarten
Je nach Fondsart, Ausrichtung und Fondskonstruktion ergeben sich spezielle Risiken für den Anleger.
Hedgefonds:
Hedgefonds werden aufgelegt, um auch bei sinkenden Preisen überdurchschnittliche Renditen abzusichern (to hedge = absichern). Das Wort absichern wird hier allerdings irreführend verwendet. Denn Hedgefonds setzen auf Derivate (Termingeschäfte) und Leerverkäufe. Das heißt, sie legen einen Preis fest, zu dem sie Rohstoffe oder Devisen in Zukunft kaufen werden oder verkaufen zu einem in der Zukunft festgelegten Zeitpunkt Waren, über die sie noch gar nicht verfügen und die sie bis dahin zu einem günstigeren Preis beschaffen müssen. Diesen Effekt treiben Hedgefonds noch in die Höhe, indem sie zusätzlich Kredite aufnehmen (hebeln).
→ Risiko: Mit Hedgefonds kann der Anleger im Extremfall entweder zum festgesetzten Termin erhebliche Gewinne realisieren oder sein gesamtes Kapital verlieren.
Aktienfonds:
Aktienfonds bestehen überwiegend oder ausschließlich aus Aktien. Die Fonds weisen zwar oft relativ hohe Wertschwankungen auf, bieten aber gleichzeitig die höchsten Gewinnaussichten.
→ Risiko: Die Entwicklung von Aktienfonds schwankt sehr stark (Volatilität), weshalb sie für kurz- und mittelfristig orientierte Anleger nicht zu empfehlen sind. Aber selbst bei positiver Performance der Investments ist Anlegern keine positive Rendite sicher. Der Überschuss kann durch Verwaltungskosten, Ausgabeaufschläge und Vertriebsprovisionen eliminiert werden. Infolge dessen kann das Investment in einen Aktienfonds zu Verlusten führen.
Rentenfonds:
Rentenfonds investieren überwiegend in festverzinsliche Wertpapiere, wie etwa Pfandbriefe, Bundesobligationen und Anleihen mit unterschiedlichen Zinssätzen und Laufzeiten.
→ Risiko: Rentenfonds gelten generell als risikoarm. Der Investor muss sich allerdings über einen langen Zeitraum an das Unternehmen binden. Die hohen Vertriebs- und Verwaltungskosten, die in der Regel bei Vertragsbeginn anfallen, führen bei einer vorzeitigen Kündigung häufig zu erheblichen Vermögensverlusten.
Mischfonds (Multi-Asset-Fonds):
Der Fondsmanager kann in Zeiten, in denen die Börsengeschäfte gut gehen, überwiegend in Aktien investieren und in schlechten Börsenzeiten auf sicherere Anleihen ausweichen.
→ Risiko: Das Investment in einen Mischfonds kann ähnlich wie bei Aktienfonds zu Verlusten führen, schwankt aber weniger stark. Langfristig bleiben Mischfonds hinter anderen Fondsarten zurück.
Geldmarktfonds:
Ein Geldmarktfonds investiert ausschließlich in kurzfristige Geldmarktanlagen wie Tages- und Termingelder oder Rentenpapiere mit einer kurzen Restlaufzeit und erzielt in der Regel höhere Renditen als Festgeld, Tagesgeld oder ein Sparbuch.
→ Risiko: In manchen Fällen wird die Rendite von Geldmarktfonds durch Ausgabeaufschläge gemindert. Zudem ist ein Depotkonto Voraussetzung, für das ebenfalls Kosten anfallen können. Grundsätzlich ist bei Investitionen in Geldmarktfonds zu beachten, dass Anleger ein Zinsänderungsrisiko sowie das Kreditrisiko des Emittenten tragen. Während der Finanz- und Eurokrise mussten beispielsweise zahlreiche Anleger feststellen, dass die als absolut stabil geltenden Geldmarktfonds kurzfristige negative Wertentwicklungen aufwiesen.
Dachfonds:
Dachfonds sind Investmentfonds, die ihr Vermögen wiederum in andere Arten von Investmentfonds investieren. Ein Vorteil von Dachfonds ist die relativ hohe Risikostreuung.
→ Risiko: Nachteil von Dachfonds sind die vergleichsweise hohen Kosten. Neben der Verwaltungs- und Managementgebühr für den Dachfonds fallen auch Gebühren für die Investmentfonds an, in die investiert wird.
Indexfonds:
Ein Indexfonds ist ein Aktienfonds, der versucht, einen bestimmten Aktienindex möglichst genau abzubilden. Der Fondsmanager hält sich bei einem Indexfonds genau an die Gewichtung, mit der die einzelnen Unternehmen im entsprechenden Aktienindex vertreten sind. Durch dieses passive Fondsmanagement entfallen aufwändige Analysen und Transaktionskosten.
→ Risiko: Da Indexfonds nicht ausschließlich in Aktien investieren dürfen und Verwaltungskosten hinzukommen, fällt ihre Bilanz meist etwas schlechter aus als die der betreffenden Aktienindizes.
Immobilienfonds:
Immobilienfonds sind spezialisierte Fondsprodukte, die ihre Investments primär in Immobilien anlegen. Prinzipiell wird zwischen zwei Arten unterschieden: offene und geschlossene Immobilienfonds. Offene Immobilienfonds investieren in Grundstücke, Gewerbe- und Wohnimmobilien. Dabei sind sie gesetzlich verpflichtet, mindestens 15 Objekte im Portfolio zu haben. Auf diese Weise soll das Anlagerisiko vermindert werden. Die Fondsanteile von offenen Immobilienfonds lassen sich ebenso kaufen und verkaufen wie diejenigen anderer Investmentfonds. Die Rendite eines Immobilienfonds ergibt sich aus den Mieteinnahmen und der Wertsteigerung der Immobilien. Die Gesamtanlagesumme bei offenen Immobilienfonds ist nach oben hin nicht gedeckelt und auch die Laufzeit ist unbefristet.
→ Risiko: Bei massiven Verkaufsordern kann ein offener Immobilienfonds in Liquiditätsprobleme geraten und muss im schlechtesten Fall geschlossen oder abgewickelt werden.
Geschlossene Immobilienfonds:
In der Regel sammelt ein geschlossener Immobilienfonds eine vorher definierte Anlagesumme ein. Ist die Eigenkapitalquote erreicht, wird die Investitionsphase beendet. Die Anlegergelder werden in ein oder mehrere Immobilienprojekte investiert. In der Regel handelt sich hierbei um Gewerbe- oder Büroimmobilien. Der Anleger bindet sich über einen längeren Zeitraum an seine Investition. Eine Rückgabe oder die Weiterveräußerung der Fondsanteile ist am geregelten Markt nicht möglich. Wollen Investoren ihre Anteile veräußern, ist dies nur am Zweitmarkt möglich und häufig mit erheblichen Abschlägen verbunden.
→ Risiko: Der Markt der geschlossenen Fonds unterliegt außer der Prospekthaftung keiner staatlichen Kontrolle und wird deshalb auch grauer Kapitalmarkt genannt. Für Investoren bedeutet die mangelnde Kontrolle niedrige Transparenz und Vergleichbarkeit, außerdem besteht ein hohes Risiko durch die so genannte Klumpenbildung von Risiken im Portfolio, da meist nur in ein Objekt oder eine kleine Anzahl von Objekten investiert wird (Klumpenrisiko) .
Blindpools:
Blindpools sind geschlossene Fonds, bei denen dem Anleger keine eindeutigen Investitionsziele genannt werden. Ein Grund dafür kann sein, dass die Gesellschaft selbst noch keine genaue Vorstellung hat, in welche Werte oder Objekte das Kapital investiert wird. In den 80er und 90er Jahren sind Blindpools aufgrund dubioser Anbieter zunächst in Verruf geraten. Dennoch stieg ihre Anzahl kontinuierlich weiter. Ende 2006 lag der Anteil der Blindpools an allen Fonds gemäß Cash bereits bei etwa 40 %.
→ Risiko: Die Unsicherheit von Blindpools bedeutet für den Anleger ein höheres Risiko. Schließlich fällt die Einschätzung, inwiefern eine Investition zweckmäßig oder rentabel ist, bei Blindpools aufgrund der geringen Transparenz besonders schwer. Ein Blindpool setzt somit ein großes Vertrauen des Anlegers gegenüber dem Fondsmanagement voraus. Vor der Investition in einen Blindpool sind daher möglichst viele Informationen v.a. über den Background und die Erfolgsbilanz der dahinter stehenden Entscheidungsträger einzuholen. Strukturell werden oft auch große und bekannte Fremdgesellschaften mit dem Management der Blindpool-Portfolios betraut, da diese hochspezialisiert sind und ihr Ruf die Bewertung zum Teil erleichtert.
Medienfonds:
Medienfonds sind geschlossene Fonds, mit denen Film- und Fernsehproduktionen finanziert werden. Der Anleger trägt mit seiner Investition zur Finanzierung bei und wird am Einspielergebnis der jeweiligen Produktion beteiligt. Ein wesentliches Motiv für diese Anlageform spielte in der Vergangenheit die so genannte Verlustzuweisung für den Anleger. Im ersten Jahr der Investition waren steuerliche Verluste bis zu 100 Prozent der Kapitaleinlage üblich.
→ Risiko: Das Steuersparmodell wurde 2005 in Deutschland massiv beschränkt. Seitdem können Verluste aus Investments in Medienfonds nur noch mit Einkünften aus vergleichbaren Fonds, aber nicht mehr mit positiven Einkünften anderer Einkunftsarten verrechnet werden.
Schiffsfonds:
Bei Schiffsfonds oder auch Schiffsbeteiligungen handelt es sich um geschlossene Fonds, bei denen das eingesammelte Kapital in den Bau oder den Erwerb von Seeschiffen investiert wird. Wie bei allen geschlossenen Fonds können Anleger der Fondsgesellschaft nur während eines bestimmten Zeitraums beitreten. Sobald genügend Anleger dem Fonds beigetreten sind und das notwendige Eigenkapital eingeworben wurde, wird der Fonds geschlossen.
→ Risiko: Seit Ausbruch der Wirtschaftskrise hat sich das Marktumfeld für Schiffsfonds massiv verschlechtert. Sinkende Transportvolumina bei gleichzeitig wachsenden Kapazitäten führten zu sinkender Auslastung, insbesondere bei Frachtschiffen und entsprechend auch zu sinkenden Charterraten und fallenden Schiffspreisen. Den sinkenden Einnahmen der Schiffsfonds stehen häufig steigende Kosten für Kredit- und Zinstilgungen gegenüber. Den Anlegern, die sich meist für 15 bis 25 Jahre an den Fonds beteiligt haben, drohen massive Verluste, bis hin zum Totalverlust ihrer Investition.
Rohstofffonds:
Rohstofffonds investieren die Gelder der Anleger in verschiedene Rohstoff-Klassen. Dabei handelt es sich meistens um so genannte ETCs (Exchange Trades Commodities) oder ETFs (Exchange Traded Funds), die zum Beispiel einen bestimmten Rohstoff-Index „nachbilden“. In der Praxis gibt es verschiedene Möglichkeiten, auf welche Art in Rohstoffe investiert werden kann. Gold zählt neben Rohöl zu den beliebtesten und am häufigsten gehandelten Rohstoffen. In Gold und weitere Edelmetalle wie Silber oder Platin kann der Anleger „physisch“ investieren, indem jeweils Anlagemünzen oder Barren des Metalls erworben werden. Die Edelmetalle bilden allerdings in Bezug auf das mögliche physische Investment die Ausnahme, da in alle anderen Rohstoffe ausschließlich über verbriefte Rechte investiert werden kann.
→ Risiko: In den vergangenen Jahren hat die Volatilität an den Rohstoffmärkten massiv zugenommen. Investitionen in Rohstoffe sind aufgrund des starken Anstiegs von Spekulationen in diesen Marktsegmenten in Verruf geraten.
Aus der Presse
Seit Jahren kassieren die Banken für Anlageprodukte Provisionen, die eigentlich ihren Kunden zustehen würden…
Leere Versprechen, hohe Verluste
Die Anleger können es kaum glauben: Fonds, die als konservativ und sicher beworben wurden, sind völlig abgeschmiert. Manche Produkte haben fast 70 Prozent verloren. Eine desaströse Bilanz…
Abzocke mit Investmentfonds: Gebühren, gut versteckt
Je niedriger die Kostenbelastung eines Investmentfonds, desto besser schneidet er langfristig ab – das haben Untersuchungen immer wieder gezeigt. Für Anleger ist das eine gute Nachricht – schließlich bekommen sie dadurch ein eindeutiges Kriterium an die Hand, das bei der Auswahl eines geeigneten Fonds hilft…