Allgemeine Branchenrisiken

Vermögensverwalter

Im Mit­tel­punkt der Ge­schäfts­tä­tig­keit von Ver­mö­gens­ver­wal­tern steht die Ver­wal­tung be­deu­ten­der pri­va­ter und in­sti­tu­tio­nel­ler in- und aus­län­di­scher An­la­ge­ver­mö­gen („As­sets“) ver­schie­de­ner An­la­gen­klas­sen (Ak­ti­en, Ren­ten, Im­mo­bi­li­en und Li­qui­di­tät). Ziel der Ver­mö­gens­ver­wal­tung ist es, das Ver­mö­gen­sport­fo­lio des Kun­den unter Be­rück­sich­ti­gung sei­ner spe­zi­fi­schen Ri­si­ko­si­tua­ti­on und -freu­dig­keit sowie sei­ner Le­bens­pla­nung zu op­ti­mie­ren und zu ver­wal­ten. Be­son­ders große Ver­mö­gen wer­den in so ge­nann­ten Fa­mi­ly Of­fices be­treut.

Ein Ver­mö­gens­ver­wal­ter muss eine Zu­las­sung nach Pa­ra­graph 32 KWG be­sit­zen und hat die Pflicht, sich jähr­li­chen Prü­fun­gen zu un­ter­zie­hen. Ein Wirt­schafts­prü­fer oder ein ver­ei­dig­ter Buch­prü­fer kon­trol­liert und re­cher­chiert ggf. die Buch­hal­tung und Ver­wal­tung. Hier ist hohe Trans­pa­renz ge­for­dert und muss an die BaFin ge­mel­det wer­den. Auch wer­den zu­fäl­li­ge Stich­pro­ben der Be­ra­tungs­do­ku­men­ta­ti­on ge­prüft. Ab­wei­chun­gen wer­den der Bun­des­bank (zu­stän­dig für die lau­fen­de Über­wa­chung) ge­mel­det.

Gefahren

Un­kon­kre­te Ri­si­ko­auf­klä­rung
→ Viele Ver­wal­ter ver­deut­li­chen ihren Kun­den die Ri­si­ken nicht aus­rei­chend. Sie deu­ten zwar an, dass bei­spiels­wei­se Kurs­ver­lus­te mög­lich sind, sagen aber nicht, wie hoch diese aus­fal­len kön­nen. De­tails wer­den für Fi­nanz­dienst­leis­tungs­in­sti­tu­te in der An­la­ge­be­ra­tung durch fol­gen­de Ge­set­ze und Ver­ord­nun­gen ge­re­gelt (WpDVer­OV, WpHG, Ma­Comp). Ach­ten Sie dar­auf.

Un­pro­fes­sio­nel­le Nähe
→ Un­se­riö­se Ver­wal­ter ver­su­chen Freund­schaf­ten mit ihren Kli­en­ten zu schlie­ßen, be­mü­hen sich um Kon­zert­kar­ten, laden zu Ver­nis­sa­gen oder Pfer­de­ren­nen ein, or­ga­ni­sie­ren Vor­trä­ge zu Wirt­schafts­the­men oder ver­an­stal­ten Ban­ket­te. Al­ler­dings darf man hier auch un­ter­schei­den, weil dies auch ge­wis­se­ Kun­den­bin­dungs­maß­nah­men sind, die es auch in an­de­ren Wirt­schafts­zwei­gen gibt. Ach­ten Sie dar­auf das Pro­dukt­ver­an­stal­tun­gen nicht als Vor­trä­ge „ge­tarnt“ sind!

Falsche Argumente
→ Für den Fall, dass der Kunde den Ver­wal­ter kri­tisch hin­ter­fragt, ver­weist die­ser gern auf an­de­re Ver­mö­gen­de. Diese hät­ten mit der­sel­ben Stra­te­gie Hun­dert­tau­sen­de Euro ver­dient. Das könn­te Neid und Gier we­cken und macht „blind“ für sach­li­che Ent­schei­dun­gen.

→ Auch ein an­de­res gern an­ge­führ­tes Ar­gu­ment soll­te ver­mö­gen­de Pri­vat­an­le­ger miss­trau­isch ma­chen: der Wech­sel zu einem an­de­ren Ver­mö­gens­ver­wal­ter sei kom­pli­ziert und teuer. Das ist un­wahr. Den li­qui­den An­teil ihres Ver­mö­gens sowie die Wert­pa­pie­re kön­nen An­le­ger bei einem Wech­sel ein­fach mit­neh­men. An­tei­le an ge­schlos­se­nen Fonds und di­rek­te Be­tei­li­gun­gen be­fin­den sich oh­ne­hin nicht im Depot, son­dern un­ter­lie­gen ge­son­der­ten Ver­trä­gen. Auch daran kann ein Wech­sel also nicht schei­tern.

Unnötige Transaktionen
→ Ver­mö­gens­ver­wal­ter schröp­fen ihre Kun­den, indem sie un­nö­ti­ge Trans­ak­tio­nen tä­ti­gen. Weil viele Ver­mö­gens­ver­wal­ter pro Trans­ak­ti­on be­zahlt wer­den, be­steht der An­reiz, die De­pots der Kun­den mög­lichst oft neu zu struk­tu­rie­ren – ob­wohl das nicht im In­ter­es­se der Kun­den ist. Die Fol­gen für Kun­den sind ein­schnei­dend. Im bes­ten Fall schmä­lert der Ver­mö­gens­ver­wal­ter mit sei­nen über­mä­ßi­gen Ver­käu­fen und Käu­fen die Ren­di­te. Im schlech­tes­ten Fall zehrt er auf diese Weise auf Dauer die Sub­stanz eines De­pots auf.

Steuerhinterziehungstricks
→ Die Grün­dung einer Stif­tung in Liech­ten­stein, eines fin­gier­ten aus­län­di­schen Wohn­sit­zes, bei­spiels­wei­se in den Steu­er­pa­ra­die­sen Gi­bral­tar oder auf der Isle of Man, einer Off­shore-Ge­sell­schaft und das Er­öff­nen eines Bank­kon­tos in Hong­kong – all das ist nicht ver­bo­ten, doch wenn Schwarz­geld am Fis­kus vor­bei ge­schleust wurde, kön­nen sich die Kun­den nicht hin­ter dem Ver­wal­ter ver­ste­cken.

Auslandsbearbeitungsgebühr
→ In der Schweiz an­säs­si­ge Ver­mö­gens­ver­wal­ter wer­ben deut­sche Kun­den gern per Te­le­fon­ak­qui­se und ohne Er­laub­nis der Bun­des­an­stalt für Fi­nanz­dienst­leis­tungs­auf­sicht mit dem Ar­gu­ment, sie wür­den das Geld quel­len­steu­er­frei (also ohne Ka­pi­tal­er­trag­steu­er) bei Schwei­zer Ban­ken an­le­gen. Diese Ver­wal­ter ver­lan­gen dafür nicht nur eine Aus­lands­be­ar­bei­tungs­ge­bühr von durch­schnitt­lich 2000,- Euro, son­dern auch noch Ver­wal­tungs­pau­scha­len, ob­wohl sie meist nur hoch­ris­kan­te fonds­ge­bun­de­ne Le­bens­ver­si­che­run­gen ab­schlie­ßen und dafür So­fort­prä­mi­en kas­sie­ren. Oft­mals wer­den die Bei­trags-Prä­mi­en aber nicht be­dient, so dass die Ver­si­che­rer die deut­schen Kun­den mah­nen. Denen bleibt meist nur, die Rück­zah­lung der über­wie­se­nen Gel­der vor Ge­richt zu er­strei­ten.

Ver­wal­ter grün­den ei­ge­ne ge­schlos­se­ne Fonds (Än­de­rung ab 01.01.2013)
→ Ein Ver­mö­gens­ver­wal­ter be­kommt jähr­lich x Pro­zent des ver­wal­te­ten Ver­mö­gens als Ver­gü­tung. Um zu­sätz­li­che Ein­nah­men zu ge­ne­rie­ren, grün­den Ver­mö­gens­ver­wal­ter manch­mal ge­schlos­se­ne Fonds, mit dem Ka­pi­tal ihrer Kli­en­ten. Bis auf eine Form­prü­fung eines Pro­spekts durch die Bun­des­an­stalt für Fi­nanz­dienst­leis­tungs­auf­sicht un­ter­lie­gen ge­schlos­se­ne Fonds kei­ner staat­li­chen Kon­trol­le   (ab 01.01.2013 nicht mehr be­gründ­bar-sie­he AIF-M Um­set­zung, siehe Er­läu­te­rung auf www.​aifm.​de ). Die Fonds­grün­dung bringt dem Ver­wal­ter nicht nur ein Agio von fünf Pro­zent, son­dern auch noch Ein­nah­men aus den so ge­nann­ten hohen Weich­kos­ten.

ACHTEN Sie darauf, dass folgende schriftliche Erlaubnis beim Vermögensverwalter vorliegen:

Schriftliche Erlaubnis der BaFin nach §32 KWG für mindestens folgende Finanzdienstleistungen:
– Anlageberatung (§ 1 Abs. 1a Satz 2 Nr. 1a KWG)
– Anlagevermittlung (§ 1 Abs. 1a Satz 2 Nr. 1 KWG)
– Finanzportfolioverwaltung (§ 1 Abs. 1a Satz 2 Nr. 3 KWG)

Aus der Pres­se

Wie Sie sich als An­le­ger gegen Ab­zo­cke weh­ren
Ver­mö­gens­ver­wal­ter und Bank­be­ra­ter schröp­fen ihre Kun­den, indem sie un­nö­ti­ge Trans­ak­tio­nen tä­ti­gen und ver­steck­te Pro­vi­sio­nen kas­sie­ren. Doch An­le­ger kön­nen sich gegen die schwar­zen Scha­fe der Bran­che weh­ren…


ASE-Kun­den wur­den of­fen­bar um Mil­lio­nen be­tro­gen
Min­des­tens 500 ge­prell­te An­le­ger, Straf­an­zei­gen und eine hilf­lo­se Auf­sicht: Der Schwei­zer Skan­dal um die ver­schol­le­nen Mil­lio­nen bei ASE In­vest­ment wirft auch Fra­gen zum In­ves­to­ren­schutz auf…


Mil­li­ar­den­be­trü­ger Ma­d­off nutz­te die Gier sei­ner Opfer
Man­che ahn­ten es, kei­ner woll­te es wahr­ha­ben: Der le­gen­dä­re In­ves­tor Ber­nard Ma­d­off hat 50 Mil­li­ar­den Dol­lar ver­ju­belt – dabei gab es immer wie­der War­nun­gen, schon vor Jah­ren er­mit­tel­te die Bör­sen­auf­sicht. Jetzt läuft die Suche nach Kom­pli­zen im grö­ß­ten Be­trugs­fall der Wall-Street-Ge­schich­te…


Plei­te von Gra­zer Ver­mö­gens­ver­wal­ter kos­tet An­le­ger 5,2 Mil­lio­nen Euro
Der Kon­kurs der KST Ver­mö­gens­ver­wal­tung AG Graz, die 2011 In­sol­venz an­ge­mel­det hatte, wird für die An­le­ger mit 5,2 Mil­lio­nen Euro eine äu­ßerst kost­spie­li­ge An­ge­le­gen­heit…