04 Jul 2023

Der Begriff Seltene Erden ist gleich in mehrfacher Hinsicht irreführend. Sie sind weder selten, noch sind es Erden. Schon im 18. Jahrhundert wurden sie entdeckt. Das Problem ist, sie sind nicht in Reinform abbaubar, sondern müssen in einem chemischen Prozess separiert werden. Das kostet nicht nur Geld, sondern ist auch extrem umweltbelastend. Dennoch sind es diese Metalle, die eine entscheidende Rolle bei der Energiewende spielen. Sie stecken in jedem Elektroauto und kommen in jedem Windrad zum Einsatz. Unter anderem deshalb wurden einige von der EU als kritische Rohstoffe eingestuft. Das macht den Handel interessant und lenkt auch den Blick von Investoren auf diese Assetklasse. Warum das eine gute Idee ist und welche Hürden für Anleger bestehen, beantwortet Andreas Kroll, CEO von Noble BC im Gespräch.

Andreas Kroll, Noble BC
Andreas Kroll, CEO Noble BC: „Wir schaffen mit der digitalen Mittelverwendungskontrolle Finomet einen neuen Standard für Sicherheit und Transparenz in Lieferketten.“

SCORDEX: Vor einigen Monaten wurde in Schweden ein großes Vorkommen Seltener Erden entdeckt. Ist damit die Unabhängigkeit Europas gesichert?

Andreas Kroll: Ganz so einfach ist es leider nicht. In der Tat ist das Vorkommen in Schweden sehr groß. Etwa 1 Million Tonnen Seltene Erden sollen dort im Boden schlummern. Das ist gut, aber noch lang nicht die Lösung. Wir fangen in Schweden praktisch bei null an. Das bedeutet, bevor wir von dort nennenswerte Mengen erwarten können, wird es noch 10 bis 15 Jahre dauern. Und wir dürfen die Raffinerie nicht vergessen, denn der Abbau des Erzes ist nur der erste Schritt. Der Aufbau einer Raffinerie zur Trennung der Seltenen Erden vom Trägererz ist fast eine noch größere Herausforderung.

 

Andreas Kroll: „Grüne Raffinerien würden zu höheren Preisen führen, die rund 30 bis 40 Prozent über denen in China liegen“.

 

SCORDEX: Auch da steht Europa praktisch am Anfang.

Andreas Kroll: Ganz genau, wir haben in Europa, wie übrigens in nahezu allen westlichen Staaten, keine Raffinerien, mit denen Seltene Erden separiert werden können. Das Geschäft wird nahezu vollständig von China übernommen. Selbst wenn wir in anderen Erdteilen Minen in Betrieb nehmen, an dieser Stelle kommen wir momentan noch nicht an China vorbei. Das gilt auch für die USA, die zwar inzwischen wieder eigene Minen aktiviert haben, die Erze aber zur Weiterverarbeitung nach China verschiffen müssen.

SCORDEX: Was macht diesen Prozess so schwierig?

Andreas Kroll: Es werden große Mengen Chemikalien und Säuren benötigt, um die einzelnen Metalle zu gewinnen. Das ist alles andere als ein grüner Prozess. Und diese hohe Umweltbelastung wollte man in den westlichen Staaten nicht mehr haben. Deshalb haben wir keine Kapazitäten vorrätig und können diese auch nicht so schnell bereitstellen. Neben der Technologie sind vor allem die hohen Umweltstandards eine Hürde und natürlich die Akzeptanz in der Bevölkerung.

 

Noble BC Index
Mit dem eigens entwickelten Noble Elements Index lässt sich die Wertsteigerung im Vergleich zu Gold, Silber und Aktien des DAX und S&P 500 auf einen Blick ablesen.

 

SCORDEX: Wie sieht es mit alternativen, umweltschonenderen Verfahren aus?

Andreas Kroll: An solchen Technologien sind wir sehr interessiert. Bislang gibt es eine Testanlage in Norwegen, die schon recht gute Ergebnisse vorweisen kann. Aber auch an dieser Stelle sind wir erst am Anfang. Dennoch, als Noble BC sind wir sehr an einer grünen Raffinerie interessiert, damit wir Metalle anbieten können, die möglichst nachhaltig sind und damit besser zu den Technologien passen, mit denen wir die ökologische Wende vorantreiben wollen. Allerdings rechnen wir dann mit deutlich höheren Preisen. Nach aktuellen Einschätzungen lägen die Preise rund 30 bis 40 Prozent über denen in China.

SCORDEX: Sie wollen auch eigene Minen betreiben oder sich an Minen beteiligen. Wie sieht es damit aus?

Andreas Kroll: Wir geben unseren Kunden ja das Versprechen, immer liefern zu können. Damit wir dieses Versprechen einhalten können, benötigen wir entsprechende Lagerkapazitäten und vor allen Dingen diversifizierte und optimierte Lieferketten. Indem wir eigene Lieferketten mit direkter Minenbeteiligung aufbauen, sichern wir uns und damit den mittelständischen Betrieben in Europa einen kontinuierlichen Zugang zu Seltenen Erden und Technologiemetallen.

 

Lars Kruse: „Wir können uns als Technologieführer bezeichnen, weil wir alle Handelsaktivitäten in der Blockchain abbilden“.

 

SCORDEX: Wie kommen jetzt private Investoren ins Boot?

Andreas Kroll: Dazu haben wir im vergangenen Jahr die Noble BC gegründet. Darüber bekommen private Investoren den Zugang zum Rohstoffmarkt, den wir über unser Mutterunternehmen, die Noble Elements schaffen. Noble Elements beschäftigt sich bereits seit 2014 mit dem Handel Seltener Erden und Technologiemetalle, um kleine und mittelständische Unternehmen im deutschsprachigen Raum und dem angrenzenden Ausland zu beliefern. Inzwischen sind wir der zweitgrößte Importeur und können uns als Technologieführer in diesem Umfeld bezeichnen, weil wir alle Handelsaktivitäten in der Blockchain abbilden. Davon können auch Anleger profitieren, denn auf diesem Weg schaffen wir klare Eigentumsverhältnisse, eine hohe Transparenz und über unser Freeport-Lager in Berlin-Brandenburg können wir auch eine sichere Lagerung anbieten.

SCORDEX: Was muss ich als Anleger dafür tun?

Andreas Kroll: Dafür reicht das Anlagekapital und eine Wallet, quasi die digitale Geldbörse. Wir bieten Investoren den Direkteinstieg ab 10.000 Euro oder den monatlichen Sparplan ab 50 Euro. In beiden Fällen können sie sich die Metalle, in die sie investieren möchten, selbst aussuchen. Zur Unterstützung bieten wir bereits eine themenbezogene Auswahl. Grundsätzlich stehen fünf Seltene Erden und fünf Technologiemetalle zur Auswahl. Zur Beimischung bieten wir zusätzlich Gold, Silber, Platin und Palladium an.

SCOREDEX: Über die Blockchain kann ich den Handel nachvollziehen?

Andreas Kroll: Ja, aber nicht nur das. Jede Handelsaktivität wird in der Blockchain abgelegt. In unserem Fall nutzen wir die Finomet-Plattform. Die Blockchain funktioniert dann wie ein Grundbuch, in dem alle Veränderungen der Eigentumsverhältnisse eingetragen werden. Das bedeutet konkret, wenn Metalle ge- oder verkauft werden, wird ein Token, der grammgenau erstellt wird, eingetragen oder wieder gelöscht. Über die Wallet ist dieser Prozess jederzeit einsehbar. Sie wissen also immer genau, ob ein Ankauf oder Verkauf sowie der Einlagerungsprozess schon vollständig ausgeführt wurde. Diesen Soll-Ist-Abgleich können sie live verfolgen.

Über Nobel BC haben die Investoren die jeweils fünf lukrativsten Seltene Erden und Technologiemetalle zur Auswahl.

 

SCORDEX: Lässt sich dieser Prozess auch auf die gesamte Lieferkette ausweiten?

Andreas Kroll: Auf jeden Fall und genau das ist unser Ziel. Wir wollen in Zukunft den gesamten Handel von der Mine über die Raffinerie bis zum Endverbraucher in der Blockchain abbilden können. Damit liefern wir dann eine Transparenz, wie sie zukünftig in der Rohstoffbeschaffung und in der Geldanlage gefordert wird. Die Blockchain ist dann mehr als nur der digitale Eigentumsnachweis. Wir können dann auch die Qualität der Metalle und deren Unbedenklichkeit zertifizieren. Ein Vorteil für Unternehmen, die im Rahmen des neuen Lieferkettengesetzes diese Nachweise erbringen müssen. Wenn wir dann auch noch die ökologische Unbedenklichkeit nachweisen und bescheinigen können, rechtfertigt diese auch höhere Preise für grüne Rohstoffe.

 

Noble BC Soll-Ist-Abgleich
Der Soll-Ist-Abgleich ermöglicht es Anlegern, live über ihre Wallet die Abwicklung von Käufen und Verkäufen mitzuverfolgen. Das bedeutet volle Kontrolle und volle Transparenz.

 

Wir nutzen daher die Finomet-Plattform, weil sie mit der digitalen Mittelverwendungskontrolle einen neuen Sicherheitsstandard setzt und innovativ die Themen Lieferketten und Qualitätssicherung angeht und darüber hinaus es die Plattform sein könnte, die einen offenen Börsenplatz für Seltene Erden und Technologiemetalle bereitstellen könnte.

Lesen Sie auch die Interviews mit Andreas Kroll auf Business-Leaders und zusammen mit Lars Kruse auf SQUAREVEST „Seltene Erden – Mit Noble BC in die Zukunft investieren“.