05 Jul 2024

Die Bonität der EU Länder wird durch die großen Ratingagenturen wie Standard & Poor’s (S&P), Moody’s und Fitch Ratings festgestellt. Diese Bewertungen reflektieren die Einschätzung der Kreditwürdigkeit eines Landes, also seine Fähigkeit und Bereitschaft, seinen finanziellen Verpflichtungen nachzukommen.

Das Wichtigste in Kürze:

Ratingagenturen verwenden sowohl quantitative Modelle als auch qualitative Bewertungen. Quantitative Modelle analysieren historische Daten und Prognosen zu den oben genannten Faktoren. Qualitative Bewertungen berücksichtigen politische Entwicklungen, wirtschaftliche Reformen und andere nicht messbare Faktoren.

Diese Ratings sind besonders für Investoren wichtig, die das Risiko von Investitionen in Staatsanleihen und andere staatliche Finanzinstrumente einschätzen wollen. Das Rating beeinflusst auch die Zinsen, die die Länder zahlen müssen, wenn sie Geld leihen.

Wir gehen der Frage nach, ob die Big Three Ratingagenturen tatsächlich objektiv bewerten.

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Die Bonitätseinstufungen der EU-Länder

Die Bonitätseinstufungen der EU-Länder für 2024 zeigen eine gemischte, aber weitgehend stabile Bewertung, die sowohl positive als auch negative Entwicklungen widerspiegelt. Die Bonitätseinstufungen werden von führenden Ratingagenturen wie Standard & Poor’s (S&P), Moody’s und Fitch Ratings vorgenommen, um die Kreditwürdigkeit der Länder zu bewerten.

 

Land Standard & Poor’s (S&P) Moody’s Fitch Ratings Bemerkungen
Belgien AA Aa3 AA-
Bulgarien BBB Baa1 BBB Moderate Kreditwürdigkeit, aber auch auf Risiken aufgrund wirtschaftlicher und politischer Instabilität.
Dänemark AAA Aaa AAA
Deutschland AAA AAa AAA Höchste Bonität innerhalb der EU
Estland AA A1 AA
Finnland AA+ Aa1 AA+
Frankreich AA Aa2 AA- Es wird erwartet, dass die Zinszahlungen im Verhältnis zum BIP bis 2026 aufgrund höherer Renditen und stagnierender Schuldenstände über 2 % steigen könnten. Dies deutet auf eine wachsende finanzielle Belastung hin.
Griechenland BB- Ba3 BB- War in der Vergangenheit stark von der Schuldenkrise betroffen, hat sich aber bemerkenswert erholt. BBB- und  stabiler Ausblick. Dies ist ein Zeichen für erfolgreiche Haushaltskonsolidierung und wirtschaftliche Erholung.
Irland A+ A1 A+
Italien BBB Baa3 BBB Bemühungen des Landes wider, seine Finanzlage zu verbessern, trotz historisch hoher Verschuldung.
Kroatien BBB+ Baa2 BBB+
Lettland A- A3 A-
Litauen A A2 A
Luxemburg AAA Aaa AAA
Malta A+ A2 A+
Niederlande AAA Aaa AAA
Österreich AA+ Aa1 AA+
Polen A- A2 A- Herausforderungen durch wirtschaftliche Unsicherheiten und politische Spannungen
Portugal BBB Baa2 BBB positive Entwicklungen, Schuldenquote erfolgreich reduziert, robuste Haushaltsüberschüsse auf
Rumänien BBB- Baa3 BBB- moderate Kreditwürdigkeit, aber auch auf Risiken aufgrund wirtschaftlicher und politischer Instabilitäten
Schweden AAA Aaa AAA
Slowakei A+ A2 A+
Slowenien A A3 A
Spanien A Baa1 A-
Tschechien AA- Aa3 AA-
Ungarn BBB Baa2 BBB Herausforderungen durch wirtschaftliche Unsicherheiten und politische Spannungen
Zypern BB+ Ba1 BBB- positive Entwicklungen, Schuldenquote erfolgreich reduziert, robuste Haushaltsüberschüsse auf

 

Die Einstufung von Ländern durch die drei großen Ratingagenturen

Die Einstufung der Länder durch die drei großen Ratingagenturen – Standard & Poor’s (S&P), Moody’s und Fitch Ratings – basiert auf einer detaillierten Bewertung der Kreditwürdigkeit eines Landes. Die Kriterien, die diese Agenturen verwenden, umfassen eine Kombination aus wirtschaftlichen, finanziellen und politischen Indikatoren, die das Risiko eines Landes reflektieren, seine Schuldenverpflichtungen nicht erfüllen zu können.

Jede dieser Agenturen verwendet dazu eigene Modelle und analytische Rahmenwerke, um ihre Ratings festzulegen, aber alle berücksichtigen eine Kombination aus quantitativen und qualitativen Faktoren. Ratings können sich aufgrund neuer Informationen oder sich ändernder Umstände ändern, und sie werden regelmäßig überprüft, um ihre Genauigkeit zu gewährleisten.

Die Ratings werden in einer Skala dargestellt, die von AAA (höchste Kreditwürdigkeit) bis D (Zahlungsausfall) reicht. Die genaue Bedeutung kann je nach Agentur leicht variieren, aber generell gelten folgende Stufen:

 

  • AAA bis AA: Sehr hohe bis hohe Kreditwürdigkeit
  • A bis BBB: Mittlere Kreditwürdigkeit
  • BB bis B: Spekulative Anleihen, höheres Risiko
  • CCC bis D: Sehr hohes Risiko bis Zahlungsausfall

 

Standard & Poor’s (S&P)

S&P bewertet die Kreditwürdigkeit anhand eines Systems, das von AAA (höchste Qualität, geringstes Ausfallrisiko) bis zu D (Zahlungsausfall) reicht. Ihre Bewertungen können durch Plus- und Minuszeichen weiter differenziert werden, um relative Unterschiede innerhalb der einzelnen Ratingkategorien anzugeben.

Moody’s

Moody’s Ratings reichen von Aaa (höchste Qualität, geringstes Kreditrisiko) bis C (niedrigste Qualität, oft in Zahlungsverzug), ebenfalls mit Nuancierungen durch numerische Modifikatoren (1, 2, 3).

Fitch Ratings

Fitchs Bewertungsskala ist ähnlich wie die von S&P und Moody’s, mit Ratings von AAA bis D. Fitch verwendet auch Plus- und Minuszeichen zur Feinabstimmung der Ratings.

Beispiel: S&P Global Ratings

S&P verwendet eine Kombination aus makroökonomischen Projektionen, fiskalischen Analysen und qualitativen Einschätzungen politischer und institutioneller Rahmenbedingungen, um eine ganzheitliche Bewertung vorzunehmen.

Der genaue Prozess beinhaltet:

  • Data Collection: Sammeln von Finanz- und Wirtschaftsdaten
  • Initial Assessment: Vorläufige Bewertung, basierend auf quantitativen Modellen
  • Qualitative Adjustments: Anpassen der Bewertung aufgrund qualitativer Faktoren
  • Committee Review: Ein Komitee überprüft und finalisiert das Rating

Faktoren bei der Einstufung von Ländern

Zur komplexen Bewertung bei der Einstufung der Länder nutzen die Ratingagenturen verschiedene Indikatoren, um die Ergebnisse vergleichbar und messbar darzustellen:

Wirtschaftliche Indikatoren

 

  • Bruttoinlandsprodukt (BIP): Wachstumsrate, Diversifikation und Größe der Wirtschaft
  • Inflation: Stabilität des Preisniveaus und Auswirkungen auf die Kaufkraft
  • Außenhandel: Export- und Importniveaus, Wechselkursstabilität, und außenwirtschaftliche Abhängigkeiten

Finanzielle Kriterien

 

  • Staatsverschuldung: Höhe der Gesamtschulden im Verhältnis zum BIP und deren Struktur
  • Haushaltsdefizite: Fähigkeit, Haushaltsdisziplin zu wahren und Finanzstabilität zu sichern
  • Devisenreserven: Fähigkeit zur Bedienung von ausländischen Schulden und zur Stützung der nationalen Währung

Politische und soziale Faktoren

 

  • Politische Stabilität: Risiko von politischer Unruhe, die die Wirtschaft und das finanzielle Umfeld beeinträchtigen könnte
  • Rechtssicherheit und Governance: Effektivität der Regierungsführung, Transparenz, Korruptionsniveau und Qualität der institutionellen Rahmenbedingungen
  • Soziale Stabilität: Soziale Kohäsion und das Risiko sozialer Unruhen, die die wirtschaftliche Aktivität beeinträchtigen können

Externe Risiken

 

  • Globale Wirtschaftsbedingungen: Einfluss globaler Märkte und wirtschaftlicher Trends auf das betreffende Land
  • Internationale Beziehungen: Diplomatische Beziehungen und geopolitische Risiken, einschließlich Sanktionen oder Handelsbarrieren

 

Wer bezahlt die Ratings der Bonität der EU Länder?

Bei der Bewertung von Ländern, also bei der Einstufung der Kreditwürdigkeit von Staaten, folgen die Ratingagenturen wie Standard & Poor’s (S&P), Moody’s und Fitch Ratings  dem Issuer-Pays-Modell. Das bedeutet, dass die jeweiligen Länder, die ihre Kreditwürdigkeit einschätzen lassen wollen, die Ratingagenturen für diese Dienstleistung bezahlen.

Finanzierung der Ratings

Staaten zahlen Gebühren an Ratingagenturen, um eine Bewertung Ihrer Kreditwürdigkeit zu erhalten. Diese Ratings sind entscheidend für den Zugang zu internationalen Kapitalmärkten und beeinflussen die Konditionen, zu denen ein Land Geld leihen kann. 

Ein gutes Rating kann die Finanzierungskosten für ein Land senken und es ihm erleichtern, Investitionen anzuziehen. Ratings werden oft vor der Emission von Staatsanleihen angefordert, um potenziellen Investoren eine unabhängige Einschätzung der finanziellen Stabilität des Landes zu bieten.

 

Die Kosten für die Bewertung der Bonität der EU Länder

Die genauen Kosten einer Länderbewertung durch Ratingagenturen sind top secret. Die Kosten werden individuell zwischen der Ratingagentur und dem jeweiligen Land ausgehandelt und hängen von der Komplexität der Bewertung, der Größe der Wirtschaft des Landes und anderen spezifischen Anforderungen ab. Experten schätzen, dass die Kosten für eine Länderbewertung im mittleren sechsstelligen Bereich bis hin zu einigen Millionen US-Dollar liegen sollen.

 

Faktoren, die die Kosten der Bewertung beeinflussen

 

  • Umfang der Bewertung: Je komplexer und umfassender die notwendige Analyse, desto höher die Kosten.
  • Häufigkeit der Updates: Länderbewertungen werden nicht nur einmalig erstellt, sondern regelmäßig aktualisiert, insbesondere wenn sich wichtige wirtschaftliche oder politische Bedingungen ändern. Regelmäßige Updates können zusätzliche Kosten verursachen.
  • Verhandlungsbasis: Große Länder oder Länder mit häufigen Emissionen können möglicherweise bessere Konditionen aushandeln, aufgrund des Volumens ihrer Geschäfte mit der Ratingagentur.

Das Issuer-Pays-Modell

Das Issuer-Pays-Modell (auf Deutsch: „Emittenten-Zahler-Modell“) ist ein Geschäftsmodell, bei dem der Herausgeber (Emittent) eines Finanzinstruments oder Wertpapiers für die Kosten der Bewertung oder Rating-Beurteilung dieses Instruments durch eine Ratingagentur aufkommt. Dieses Modell wird auch bei der Bewertung von Unternehmen oder Staaten angewendet. Dieses Modell ist in der Finanzbranche verbreitet und beschreibt die Beziehungen zwischen Ratingagenturen und den Emittenten von Anleihen, Aktien oder anderen Finanzprodukten.

Zeitersparnis durch externe Ratings

Die Nutzung externer Ratings reduziert den Analyseaufwand. Zudem dürfen Anleihen, Unternehmensanleihen, Aktien und Verbriefungen gemäß vielen Anlagevorschriften nur gekauft werden, wenn eine der drei großen Rating-Agenturen sie bewertet hat. Haben Standard & Poor’s, Moody’s oder Fitch einem Finanzprodukt ihr Siegel verliehen, gilt es allgemein als sicher. Haben die Experten der Rating-Agenturen ihre Analyse durchgeführt und bestätigt, dass alles in Ordnung ist, dann wird es wohl auch so sein.

Historische Kontroversen und Kritik

Risikomanager vergessen oft die Vergangenheit. Nach dem Platzen der Dotcom-Blase 2000 mussten die großen Rating-Agenturen eine Krise überstehen. Viele Unternehmen erhielten damals beste Ratings, die sich als ungerechtfertigt herausstellten. Ein ähnliches Szenario ereignete sich 2008. Mortgage Backed Securities, Collateralized Debt Obligations (CDOs) und Verbriefungen von CDOs (CDO²) erhielten Top-Ratings, die am Ende wertlos waren.

Problem des Issuer Pays-Modells: Ratingagentur wird vom Emittenten bezahlt

Entscheidend ist die Frage, wer die Rating-Agenturen bezahlt. Die Kosten tragen die Bewerteten. Wenn ein Unternehmen ein offizielles Rating für sich oder eine geplante Unternehmensanleihe möchte, wendet es sich an die Rating-Agenturen. Angebote werden meist von den drei großen Agenturen Standard & Poor’s, Moody’s und Fitch sowie möglicherweise von der kleineren DBRS eingeholt. Da nur ein Rating benötigt wird, stehen die Agenturen in Konkurrenz zueinander.

Je größer und bedeutender ein Unternehmen oder die geplante Emission ist, desto stärker ist das Interesse der Ratingagenturen an einer Geschäftsbeziehung. Für den Auftraggeber ist neben den Kosten des Ratings vor allem das Ergebnis entscheidend, da sich eine gut bewertete Anleihe besser verkaufen lässt und niedrigere Zinsen erfordert.

Hier liegt der Interessenkonflikt: Unabhängig von den Beteuerungen der Agenturen kann dieses Bezahlmodell nicht objektiv und unabhängig sein.

Wie auch bei Unternehmensbewertungen kann das Issuer-Pays-Modell bei Länderbewertungen zu Interessenkonflikten führen. Es besteht das Risiko, dass die Unabhängigkeit der Bewertungen beeinträchtigt werden könnte, wenn eine Ratingagentur in einem Abhängigkeitsverhältnis zu dem Land steht, das sie bewertet.

In Reaktion auf solche Bedenken wurden nach der Finanzkrise strengere Regulierungen eingeführt, die mehr Transparenz und Unabhängigkeit in den Bewertungsprozess bringen sollen. Diese Regeln sind darauf ausgerichtet, die Glaubwürdigkeit und Zuverlässigkeit der Ratings zu erhöhen.

 

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