Die Sun-Contracting-Gruppe präsentiert sich als grüner Investmentpionier: kostenlose Solaranlagen für Gewerbekunden, finanziert durch Anlegergelder – und verlockende Renditen von bis zu 7 % pro Jahr.
Doch wie solide ist dieses Geschäftsmodell wirklich? Ein tiefer Blick in die Firmenstruktur, Finanzprodukte und Hintergründe des Unternehmensgeflechts in Deutschland, Österreich und der Schweiz enthüllt ein höchst komplexes Konstrukt mit erheblichen Risiken.
Sind Anleger hier Teil der Energiewende – oder eher Opfer eines undurchsichtigen Graumarkt-Modells?
Sun-Contracting-Gruppe mit verzweigter Struktur
Die Sun-Contracting-Gruppe besteht aus einer Vielzahl rechtlich verbundener Firmen im In- und Ausland. Im Zentrum steht die 2017 gegründete Sun Contracting AG mit Sitz in Balzers (Liechtenstein) sun-contracting.com. Diese nicht börsennotierte Aktiengesellschaft fungiert als Muttergesellschaft und Finanzholding des Konzerns ecoreporter.de. Sie hält 100 % der Anteile an mehreren Tochterfirmen in der DACH-Region, u.a.:
- Sun Contracting Austria GmbH (Linz, Österreich) – operatives Geschäft in AT
- Sun Contracting Germany GmbH (Glinde, Deutschland) – hält den Großteil der Solarprojekte in DE ecoreporter.de
- Sun Contracting Germany Management GmbH (Glinde, DE) – Projektplanung in Deutschland
- Sun Contracting Switzerland AG (Zürich, Schweiz) – Schweizer Ländergesellschaft
- Sun Contracting Czechia s.r.o. (Prag, Tschechien) – Expansion nach Osteuropa
Außerdem gibt es zahlreiche Projektgesellschaften für einzelne Solaranlagen, z.B. mehrere GmbH & Co. KGs in Deutschland und Sp. z o.o.-Firmen in Polen suninvestag.com . Dieses Geflecht erschwert den Durchblick: Die Vermögenswerte (Photovoltaikanlagen) liegen größtenteils nicht bei der Liechtensteiner Mutter, sondern indirekt in den Tochterfirmen.
Über 80 % der installierten Leistung (ca. 41,7 MWp von 49,9 MWp Stand Mitte 2020) entfielen auf die deutsche Tochter Sun Contracting Germany GmbH – die Mutter hält diese Anlagen also nur mittelbar als Finanzbeteiligungen. Für Investoren verringert die mehrstufige Struktur die Transparenz deutlich ecoreporter.de.
Wo genau arbeitet ihr Geld – und mit welchen Ergebnissen?
Finanzvehikel Sun Invest AG – die konzerneigene Bank?
Auffällig ist die Sun Invest AG, ebenfalls mit Sitz in Balzers. Diese 100-%-Tochter der Sun Contracting AG wurde 2021 gegründet, um als Finanzierungsarm zu dienen asfromania.ro. Sun Invest AG emittiert seither die meisten neuen Anleihen der Gruppe und leitet die eingeworbenen Mittel an die übrigen Konzernfirmen weiter. Vorstand (Verwaltungsrat) der Sun Invest AG ist Markus Urmann suninvestag.com – zugleich gemeinsam mit Gründer Andreas Pachinger im Board der Sun Contracting AG .
Pachinger, ein gelernter Techniker, hält laut Prospekt 99 % der Aktien der Sun Contracting AG ecoreporter.de und kontrolliert als Hauptaktionär faktisch das gesamte Firmenkonglomerat.
Die Schlüsselpersonen der Gruppe kommen überwiegend aus Österreich: Pachinger startete 2016 mit einer kleinen Photovoltaikfirma (damals „Sonnenkonzept“) und baute via Crowdinvesting (900.000 € Anlegergeld) erste Projekte. 2018 übernahm er den Mitbewerber GW Energie-Gruppe (mit Dutzenden PV-Anlagen) und bündelte alles unter der neuen Marke Sun Contracting. Mit der Integration von GW Energie stieß auch Markus Urmann zum Führungsteam. Urmann agiert heute als Verwaltungsrat („Board of Directors“) in Liechtenstein sun-contracting.com und repräsentiert die Gruppe nach außen.
Er kündigte z.B. ambitioniert an: „Wir wollen 2026 an die Börse gehen“ gewinn.com. Ob dieser Börsengang tatsächlich kommt, bleibt abzuwarten – bislang fehlt es dem Konzern trotz Expansionsplänen an belastbarer Ertragsgeschichte.
Verlockende Anlageprodukte von Sun-Contracting mit hohen Renditeversprechen
Um die Solaroffensive zu finanzieren, hat Sun Contracting eine ganze Palette von Finanzprodukten für Anleger aufgelegt. Früher setzte man auf Nachrangdarlehen und Genussrechte-ähnliche Konstruktionen, heute vor allem auf Anleihen. In Deutschland können Privatanleger beispielsweise die „Sun Contracting Registered Junior Bond 2020“ zeichnen – Mindestanlage 1.000 €, Laufzeit je nach Kundenwunsch 5 bis 25 Jahre, gestaffelter Zins von 5,0 % bis 7,0 % pro Jahr ecoreporter.de.
Das klingt großzügig: deutlich mehr als etwa Festgeld, und das in einem „grünen“ Solarinvestment. Doch der Teufel steckt im Detail: Diese Anleihe ist nachrangig ausgestaltet. Zins- und Rückzahlungen gibt es erst am Laufzeitende – während der Vertragslaufzeit erhält der Anleger keinen Cent ausgezahlt ecoreporter.de. Alle Zinsen kumulieren und werden endfällig überwiesen, sofern Sun Contracting dann zahlungsfähig ist.
Kommt es zuvor zu finanziellen Problemen, müssen Nachrang-Gläubiger hinten anstehen: Ihre Ansprüche treten im Insolvenzfall hinteralle nicht-nachrangigen Gläubiger zurück. Ein Totalausfall ist möglich – wie der Warnhinweis im Prospekt ausdrücklich betont reddit.com. Warum diese Konstruktion? Die Firma erklärt, man habe den „Junior Bond 2020“ speziell für Deutschland konzipiert, um dort Ratenzahlungen von Anlegern zu ermöglichen – dies habe einen Nachrang erfordert ecoreporter.de.
Tatsächlich können Investoren ihre Einlage bei Sun Contracting auch in monatlichen Raten ansparen (z.B. 100 € im Monat plus anfängliche Einmalzahlung) suninvestag.com. Das Modell ähnelt eher einem Sparplan als einer üblichen Anleihe. Sun Contracting verzeichnet dadurch ein viel höheres gezeichnetes Kapital als tatsächlich eingezahlt: Ende 2019 waren rund 102 Mio. € an Anleihekapital gezeichnet, aber nur 17 Mio. € effektiv einbezahlt ecoreporter.de.
Die Differenz wird in den Folgejahren per Anleger-Raten nach und nach erbracht – sofern alle brav weiterzahlen. Für das Unternehmen mag dies finanztechnisch clever sein; für Anleger bedeutet es aber, dass ihre verzinslichen Forderungen über Jahrzehnte anwachsen, ohne dass sie zwischendurch etwas zurückbekommen. Sollte Sun Contracting scheitern, merken Anleger es erst am Ende – wenn die Zahlung ausbleibt ecoreporter.de.
Neben der deutschen „Junior“-Anleihe emittierte die Gruppe auch andere Anleihen ohne Nachrang – allerdings vorwiegend im Ausland. So wurden 2020 parallel eine „Sun Contracting Registered Euro Bond 2020“ und eine „Registered CHF Bond 2020“ in Liechtenstein, Österreich, Schweiz und diversen EU-Ländern angeboten, ohne Nachrangabrede ecoreporter.de.
Mit anderen Worten: Deutsche Kleinanleger erhielten tendenziell die ungünstigsten Konditionen, nämlich nachrangige Risiko-Anleihen, während Investoren in Liechtenstein oder Frankreich dieselbe Firma ohne diesen Risikoabschlag finanzieren konnten. Eine Gleichbehandlung der Anleger sieht anders aus – was die Szene prompt kritisierte. Der Finanzinformationsdienst ECOreporter spricht von einer „Benachteiligung deutscher Anleger“ und befindet, das Anleihekonzept „überzeugt nicht“ ecoreporter.de.
Früher wurden auch qualifizierte Nachrangdarlehen (QND) direkt von der Sun Contracting AG angeboten. Diese Nachrangdarlehen – ähnlich „Genussrechten“ – lockten ebenso mit 5–7 % Rendite, teils mit Bonuszinsen bei langen Laufzeiten. Auch dort waren Zins und Tilgung endfällig. In Österreich wurde dafür 2020 ein Kapitalmarktprospekt veröffentlicht sun-contracting.com.
Heute scheint dieses Produkt ausgelaufen (die Zeichnungsfrist endete) sun-contracting.com. Stattdessen hat man die Finanzierung auf die erwähnten Anleihen der Sun Invest AG verlagert. Über Sun Invest wurden seit 2021 im Jahrestakt neue „Clean Energy Bonds“ und „Registered Bonds“ in EUR und CHF aufgelegt, meist 5–6 % Zins und sehr lange Laufzeiten bis 2043 oder 2047 suninvestag.com.
Die Emissionen summieren sich auf hohe Beträge: Bereits bis 2020 hatte Sun Contracting laut Prospekt über 150 Mio. € Anlegerkapital platziert. Inzwischen dürften es noch mehr sein. Das Unternehmen zahlt dafür hohe Zinsen – deutlich höher als Bankkredite – und nimmt sogar 4 % Agio/Provision bei Zeichnung ecoreporter.de. Warum finanziert sich eine angeblich profitable Solar-Firma nicht über günstige Bankdarlehen, sondern über teures Privatanlegergeld?
Sun Contracting gibt an, man habe „gar keine Bankdarlehen aufgenommen“, sondern setze komplett auf Anleihekapital. Für kritische Beobachter ein Alarmzeichen: Offenkundig scheuen Banken das Risiko – oder verlangen Sicherheiten, die Sun Contracting nicht stellen will.
Rechtsrahmen der Sun-Contracting: Schlupflöcher und Aufseher am Werk
Die rechtliche Einordnung dieser Angebote ist komplex, denn Sun Contracting nutzt grenzüberschreitend unterschiedliche Kapitalmarktgesetze. Die Sun Contracting AG als liechtensteinische Firma kann EU-weit Wertpapierprospekte passportieren. Tatsächlich wurde der Prospekt zur „Registered Junior Bond 2020“ von der Finanzmarktaufsicht Liechtenstein gebilligt und an die deutsche BaFin notifiziert ecoreporter.de.
Er war auf Englisch (mit kurzer deutscher Zusammenfassung) und unterlag österreichischem Recht ecoreporter.de – eine ungewöhnliche Konstruktion, die offenbar gewählt wurde, um deutsche Vorschriften geschickt zu umgehen. Deutschen Behörden gefiel das Treiben jedoch nicht uneingeschränkt: Mit Schreiben vom 1. Juni 2021 hat die BaFin der Sun Contracting AG untersagt, in Deutschland weitere Angebote dieser Art zu machen asfromania.ro .
Konkret wurde das öffentliche Angebot hierzulande an diesem Tag vorzeitig beendet asfromania.ro. Diese BaFin-Intervention deutet darauf hin, dass Sun Contracting sich in einer Grauzone bewegte – möglicherweise, weil das Nachrang-Produkt eher unter das Vermögensanlagerecht fiel und ein inländischer Verkaufsprospekt oder eine Vertriebserlaubnis fehlte. Die Gruppe reagierte, indem sie neue Emissionen fortan über die Sun Invest AG mit formal anderen Wertpapieren durchführte.
Seit August 2021 stammen die Prospekte von Sun Invest und werden wiederum in Liechtenstein approbiert und EU-weit (inkl. DE, AT) notifiziert suninvestag.com. Für die Schweiz – die nicht Teil des EWR-Passporting ist – musste man sich ebenfalls anpassen: Hier erfolgte eine Registrierung nach Finanzdienstleistungsgesetz (FIDLEG) bei der BX Swiss Börse sun-contracting.com, um Privatkunden adressieren zu dürfen. Diese regulatorischen Klimmzüge zeigen, wie sehr Sun Contracting darauf bedacht ist, breit Geld einzusammeln, ohne in jedem Land die volle Prospekt- und Prüfungstiefe durchlaufen zu müssen.
Bisher sind keine öffentlichen Warnungen der österreichischen FMA oder der Schweizer FINMA über Sun Contracting bekannt. Allerdings beobachten Verbraucherschützer generell solche Modelle argwöhnisch. Die deutsche Verbraucherzentrale NRW etwa warnt, Nachrang-Anleihen von Energieunternehmen seien riskante „Unternehmerbeteiligungen“ – im schlimmsten Fall insolvenzbedingt wertlos – und keineswegs mit sicheren Zinsanlagen vergleichbar.
Ein Reddit-Nutzer brachte es auf den Punkt, als ein Interessent im Forum begeistert von „sicheren 5,2 %“ schrieb: „5,2 % p.a. bekommst du risikofrei nirgends – glaub dem Hinweis, dass auch ein vollständiger Verlust möglich ist!“. In derselben Diskussion wurde an Prokon erinnert reddit.com – den Ökostrom-Anbieter, der tausende Anleger mit grünen Versprechungen und Genussrechten köderte und 2014 in die Insolvenz schlitterte.
Der Vergleich ist alarmierend: Auch Prokon lockte mit 6–8 % und hatte ein Netz aus Projektgesellschaften. Die Geschichte scheint sich zu wiederholen – wird Sun Contracting nachhaltig erfolgreicher sein, oder droht in einigen Jahren ein böses Erwachen?
Führung und Hintermänner der Sun-Contracting– wer steckt dahinter?
Die Sun-Contracting-Gruppe wird im Wesentlichen von einer kleinen Führungsriege kontrolliert. Allen voran Andreas Pachinger (Jg. 1983), der Gründer und 99%-Eigentümer der Sun Contracting AG ecoreporter.de. Pachinger hat mit seinem Team in wenigen Jahren aggressiv expandiert und dabei allerlei Firmen umbenannt oder neu gegründet.
Viele Töchter tragen erst seit Kurzem den Sun-Contracting-Namen – etwa wurde eine 1,5 MW-Solarkraftwerksgesellschaft in Angern (NÖ) 2020 in Sun Contracting Angern GmbH umbenannt, die frühere GW Energie Holding GmbH heißt nun Sun Contracting GmbH sun-contracting.com, usw. Pachinger selbst kommt aus Oberösterreich; er sammelte erste Branchenerfahrung mit der Firma EnerXia und Sonnenstrom-Projekten ab 2013.
2017 gründete er in Triesen die Sun Contracting AG als Holdingvehikel für die angestrebte Internationalisierung sun-contracting.com. Sein Gespür lag darin, Kapital von Privatanlegern einzuwerben und damit schlagartig zu wachsen – eine Fähigkeit, die ihm niemand absprechen kann.
An Pachingers Seite wirkt Markus Urmann, offiziell Verwaltungsrat in Liechtenstein und Vorstand der Sun Invest AG suninvestag.com. Urmann stammt ebenfalls aus OÖ und war früher im IT-Vertrieb tätig. Brancheninsider vermuten, dass er beim Zukauf der GW-Energie-Gruppe eine Rolle spielte und seither als strategischer Partner von Pachinger fungiert.
In Interviews gibt sich Urmann optimistisch: Die Nachfrage nach Photovoltaik sei enorm, man habe hunderte MW in der Pipeline, und Anleger könnten an der „Wachstumsstory mitnaschen“. Zudem stellt er ein mögliches IPO 2026 in Aussicht gewinn.com – was sicherlich dazu dient, das Vertrauen der Anleger zu stärken (ein Börsengang suggeriert Reife und Erfolg). Faktisch jedoch bleibt Sun Contracting ein privater, intransparent geführter Konzern, bei dem Pachinger und Urmann die Fäden ziehen.
Weitere leitende Personen sind Alexander Schauer (COO), Erwin Skola (technischer Geschäftsführer mehrerer Töchter) und Daniel Tomporowski – sie sind operativ für Projektumsetzung zuständig sun-contracting.com.
Auffällig ist, dass keine unabhängigen Kontrollorgane erkennbar sind: Einen klassischen Aufsichtsrat gibt es bei der AG in Liechtenstein nicht (dort fungiert der Verwaltungsrat selbst als Leitung). Externe Investoren haben kein Mitspracherecht, da sie lediglich Gläubiger, nicht Anteilseigner, sind. Die Konzernführung kann frei schalten und walten, solange sie formell die Prospektvorschriften einhält.
Gibt es belastende Vorgeschichten der Manager – etwa frühere Pleiten? Konkrete Vorwürfe gegen Pachinger oder Urmann persönlich sind bisher nicht publik geworden. Allerdings wirft die interne Governance Fragen auf. Zum Beispiel erhielt die Sun Contracting AG sowohl für 2018 als auch 2019 vom Wirtschaftsprüfer nur einen eingeschränkten Bestätigungsvermerk (qualifizierten Prüfungsbericht) ecoreporter.de.
Grund: Der Prüfer konnte die Werthaltigkeit erheblicher Finanzanlagen (2018: ~8,6 Mio. €, 2019: ~8,6 Mio. €) mangels vorliegender Abschlüsse der Tochterfirmen nicht abschließend beurteilen sun-contracting.com. Mit anderen Worten: Die Konzernstruktur war so unübersichtlich und Berichte ausständig, dass der Prüfer Zweifel hatte, ob alle Beteiligungen den ausgewiesenen Wert tatsächlich haben. Erst spät – „bis Ende Juni 2020 lagen nicht alle 2019er-Abschlüsse der Töchter vor“ – konnte man diese Lücke schließen ecoreporter.de.
Ein Jahr später, für 2020, intervenierte die BaFin wie erwähnt. Und selbst aktuell zeigt sich wenig Besserung: Im Oktober 2023 rügte die Wiener Börse die Sun Contracting AG öffentlich, weil sie den geprüften Jahresabschluss 2022 sowie Kennzahlen nicht fristgerecht bis 30. Juni 2023 veröffentlicht hat – trotz mehrfacher Aufforderung wienerborse.at. Dieses Versäumnis stellt einen Verstoß gegen die Transparenz-Regeln dar und musste den Anlegern über eine Börsemitteilung bekannt gemacht werden.
Kurz darauf, Ende November 2023, reichte Sun Contracting die Bilanz 2022 nach – mit bemerkenswertem Inhalt: Bei einer Bilanzsumme von 126 Mio. € beträgt das Eigenkapital gerade einmal 0,7 Mio. €. Das entspricht einer Eigenkapitalquote von unter 1 % – ein eklatant dünnes Polster.
Zum Vergleich: Eine solide finanzierte Firma hätte 20–30 % Eigenmittel. Sun Contracting operiert praktisch vollständig auf Pump (über 123 Mio. € Schulden gegenüber Anlegern). Schon geringe Verluste können dieses Eigenkapital aufzehren – 2021 verbuchte die AG z.B. über 2 Mio. € Jahresfehlbetrag und rutschte ins Negative, 2022 gelang ein Mini-Überschuss von 62.700 € sun-contracting.com. Für Anleger bedeutet das: Die Rückzahlung ihrer Gelder hängt an einem finanziellen Drahtseilakt.
Sun-Contracting-Gruppe: Kritik von Experten und Verbraucherschützern
Angesichts dieser Fakten mehren sich die kritischen Stimmen. ECOreporter hat die Sun-Contracting-Anleihe einem gründlichen Anlagecheck unterzogen und kommt zu einem vernichtenden Urteil: „Für Anleger ist ein Investment mit hohen Risiken verbunden“, die Konstruktion über Nachrang-Bonds in der Holding und Projektassets in Tochterfirmen verringere die Nachvollziehbarkeit, und ob die Millionen tatsächlich ausreichend Erträge abwerfen, sei ungewiss ecoreporter.de.
Besonders heben die Analysten hervor, dass Sun Contracting zwar enorme Summen von Anlegern einsammelte, aber bisher kaum eigene Mittel aufgebaut hat – die Eigenkapitaldecke ist hauchdünn ecoreporter.de.
Risiko und Ertrag stehen in keinem guten Verhältnis: Während klassische Solarprojekte meist 80 % Bankkredit zu niedrigen Zinsen nutzen, finanziert Sun Contracting offenbar 100 % mit teurem Mezzanine-Kapital. Damit die Projekte trotzdem profitabel genug für die versprochenen Anlegerzinsen sind, müssten sie außergewöhnlich rentabel laufen. Sun Contracting behauptet zwar, man erreiche dank „innovativer Modelle“ bereits nach 4–7 Jahren den Break-Even je Anlage ecoreporter.de.
Doch warum sollten gewerbliche Dachbesitzer dann nicht lieber selbst investieren (ggf. mit Bankkredit zu 2–3 %), statt Sun Contracting 18 Jahre lang hohe Vergütungen zu zahlen? Diese provokante Frage stellt ECOreporter ebenfalls – und Sun Contracting antwortet ausweichend mit einem Verweis auf komplexe interne Kalkulationen und Opportunitätskostenecoreporter.de. Konkrete Transparenz über Projektwirtschaftlichkeit sucht man vergeblich.
Verbraucherschützer mahnen unterdessen zur Vorsicht. Die deutsche Stiftung Warentest führt Sun Contracting auf ihrer Warnliste grauer Kapitalmarktangebote (aufgrund der hohen Risiken und Nachrangigkeit). Auch die BaFin selbst hat bereits 2019 und 2020 die Regeln für Vermögensanlagen verschärft, gerade weil Modelle wie dieses systemisch problematisch sind – zu erleben beim Kollaps von Prokon, Deutsche Umweltwind u.a.
Im Fall Sun Contracting hat die BaFin zumindest das Auslandsprospekt-Konstrukt gestoppt asfromania.ro. Die österreichische Finanzmarktaufsicht FMA prüft solche Angebote ebenfalls argwöhnisch, konnte aber mangels Zuständigkeit (Sitz in FL) wenig ausrichten.
Kritik kommt schließlich auch von Kennern der Szene: In Anlegerforen wird Sun Contracting als „dubioses Firmengeflecht“ bezeichnet reddit.com, manche erkennen Parallelen zu bekannten Graumarkt-Netzwerken. So kursiert z.B. der Hinweis, dass Vertriebspartner mit hohen Provisionen eingebunden sind – der 4 % Agio dürfte primär in deren Taschen fließen. Es verwundert daher nicht, dass Sun Contracting regen Absatz findet: Ein Heer freier Finanzvermittler preist die Anlagen privaten Renditejägern an. Doch was passiert, wenn die Stimmung kippt?
Anleger-Fazit: Vorsicht statt Sonnenschein
Auf dem Papier verbindet Sun Contracting zwei Megatrends – Erneuerbare Energie und attraktive Zinsen. Das Unternehmen brüstet sich, zu den größten PV-Contracting-Anbietern Europas zu gehören und eine Erfolgsgeschichte zu schreiben. Tatsächlich hat man in kurzer Zeit beachtliche Mengen an Solarkapazität installiert und viel Kapital mobilisiert.
Doch aus Sicht des Anlegerschutzes gibt es massive Bedenken: Die Gruppe operiert mit extremem Fremdkapitalhebel, intransparenter Struktur und rechtlichen Kniffen. Die versprochenen Renditen von 5–7 % sind nur durch entsprechend hohe Risiken möglich – eine „sichere Bank“ ist das keinesfalls reddit.com.
Anleger tragen hier das volle unternehmerische Risiko, ohne mit Stimmrechten oder Sicherheiten ausgestattet zu sein. Wer steckt die Sonne ein, wenn es dunkel wird? Im schlimmsten Fall die Initiatoren – und die Anleger schauen in die Röhre.
Schon jetzt zeigen sich Warnsignale: Regelverstöße bei der Veröffentlichung von Geschäftsberichten wienerborse.at, zurückgepfiffene Angebote durch die BaFin asfromania.ro, Prüfvorbehalte der Wirtschaftsprüfer ecoreporter.de.
Natürlich ist nicht ausgeschlossen, dass Sun Contracting trotz aller Skepsis seine Versprechen hält. Sollte der angestrebte Börsengang 2026 gelingen und das Geschäftsmodell nachhaltig profitabel sein, könnten Anleger am Ende ihre Zinsen tatsächlich ausgezahlt bekommen – vielleicht winkt sogar eine Aktien-Story, an der man partizipiert. Doch bis dahin fließt viel Geld mit blindem Vertrauen.
Die Erfahrungen mit ähnlichen Fällen lehren: Allzu oft enden solche „grauen“ Investments im schwarzen Loch. Anleger sollten sich von grünen Visionen nicht blenden lassen, sondern genau hinsehen: Wer verdient wirklich an diesem Konstrukt? Wie realistisch sind 7 % Rendite auf Jahrzehnte? Und was passiert, wenn die erwartete Solar-Goldgrube doch nicht ergiebig genug ist? Die Sun-Contracting-Gruppe schuldet über 150 Millionen Euro – eine Summe, die sie erst noch erwirtschaften muss ecoreporter.de.
Ob Sonnenschein oder Schatten für die Investoren – das steht noch in den Sternen. Bis klare, testierte Erfolge vorliegen, gilt: Lieber Vorsicht walten lassen.
Quellen: Offizielle Firmenangaben, Finanzmarktaufsichten und Presseberichte. ECOreporter, z.B. unabhängiger ECO-Anlagecheck vom 09.11.2020 ecoreporter.de; Kapitalmarktprospekt und Veröffentlichungen der Sun Contracting AG ecoreporter.de; BaFin-Schreiben vom 1.6.2021 (Prospekt der ASF Romania) asfromania.ro; Bekanntmachung der Wiener Börse vom 20.10.2023 wienerborse.at; Interview Gewinn 08/2023 gewinn.com; Reddit-Forum r/Finanzen reddit.com.
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